Donnerstag, 17. Oktober 2013

Ein physikalisches Märchen

Wissenschaftler wehrt anfliegende Atome ab
Vor vielen, vielen Lichtjahren lebte im Lande Physikalien die schöne und kapazitive Königstochter Elektro-Liese. Seit ihrer Jugend war sie dem Grafen Oszillo vom Kathodenstrahl zugetan. Aber Graf Oszillo hatte einen Widersacher, den Grafen Tele aus dem Geschlecht der Photo-Grafen, der selber sein magisches Auge auf Elektro-Liese geworfen hatte. Eines Tages wurde Graf Oszillo auf der Jagd am Ausgang des Wellen-Tales von Teles Knechten überfallen und auf eine Druckfort-Pflanzung gebracht, wo an den Zweigen der Bleibäume die herrlichsten Glühbirnen gediehen. Durch die Quadratwurzeln waren sie gut geerdet. Oszillos treuer Knappe Wolfram Draht wurde mit dem Wagnerschen Hammer niedergeschlagen, obwohl er aus allen galvanischen Batterien feuerte. Er war aber nur verwundet und wurde von seinen Kons-Tanten gesund gepflegt.



Alsbald machte er sich mit seinem Farad auf, um seinen Herren zu suchen. Mit seinem übergroßen Transformator-Ohr hörte er bald, wo dieser war. Es war Eile geboten, denn morgen sollte Elektro-Liese den Grafen Tele heiraten, den sie von der ersten Ampere-Sekunde verabscheut hatte. Aber ihre Freundin, die Gasana-Liese, hatte ihr zugeraten, da sie schon das astronomische Alter von 20 Lichtjahren hatte. Bald wurden Stadt und Land festlich geschmückt, die fünf Tore (Isola-Tor, Genera-Tor, Transforma-Tor, Vek-Tor und Sek-Tor) wurden mit Zündkerzen erleuchtet. Graf Oszillo und Wolfram-Draht bereiteten inzwischen die Flucht vor:

Sie rösteten einige Atom-Kerne und Kosi-Nüsse auf der Robert-Kochplatte, vernaschten noch ein paar Quarks, zogen sich feste Polschuhe und warme Windhosen an, und als die Temperat-Uhr Mitternacht schlug, schnürten sie ihr Strahlenbündel und verließen das Haus. Der Wächter hatte nichts gemerkt, da er gerade einen elliptischen Anfall hatte. Die Türschlösser öffneten sie mit einer Bohr-Maschine von Niels, und dann jagten sie in größter Eile über die Magnet-Felder und das Kilo-Watt hin. Schon näherten sie sich dem Wechselstrom, der sich in großen Sinuskurven dahinschlängelte. Dort rasteten sie, tränkten ihre Pferde mit Kristall-Wasser aus einer Licht-Quelle und badeten ihre müden Glieder, bis sie wieder zu ihrer Hesse'sche Normalform zurückgefunden hatten. Später ließen sie sich von einer Atmos-Fähre übersetzen. Die Flaschen-Züge der Erd-Bahn donnerten am Kraft-Fluss vorbei.

Als die ersten Röntgen-Strahlen der Morgensonne zwischen den Elektronen-Wolken hervorbrachen und die ersten Tur-Bienen summten, kamen die beiden am Kondensa-Tor an. Sie versteckten sich zwischen Wellenpaketen in einer Mischungs-Lücke und kamen ungehindert in die Stadt. Voller Wis-Mut drangen sie in das Schloss ein. Graf Tele, der in der Nacht in der Milli-Bar gezecht hatte, wurde mühelos überwältigt und dem Gleich-Richter übergeben, der ihn nach dem Coulombschen Gesetz verurteilte. Er ließ ihn mit einem Helm-Holtz solange verprügeln, bis er ultraviolett war. Elektro-Liese aber fühlte ihr Mega-Hertz heftig schlagen, als Oszillo endlich bei ihr war.

Es begann nun eine fröhliche Hochzeit. Zuerst trug der Fern-Sprecher eine selbstverfasste Tri-Ode vor, dann wurde dem getreuen Knappen Wolfram das Koordinaten-Kreuz verliehen (das Faden-Kreuz hatte er schon). Für die Bewohner der Stadt wurde ein großes Laby-Rind gebraten, und in dem riesigen Dampfkessel brodelte ein fettes Essen aus Konkav-Linsen und Tang-Enten. Es wurde mit Hilfe von Belichtungs-Messern und Stimmgabeln verzehrt. Zum Nachtisch wurden Lack-Mus und Re-Torten gereicht. Die Kapelle einigte sich auf den richtigen New-Ton und spielte bis zum frühen Morgen flotte Loga-Rhythmen. Am nächsten Tag berichtete die hydraulische Presse in allen Einzelheiten über das große Ereignis.

Autor unbekannt,
marginale Änderungen und Ergänzungen: Friedrich Nölle

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen