I
Am Anfang schuf Gott Adam und Eva. Und Adam war wüst und leer, und es
wollte nicht Licht werden im Kasten seines Gehirns, wo Finsternis und
Chaos herrschten. Und Gott sprach: "Es werde eine Feste in der Wirre der
Gedanken und Begriffe und ihr Name sei Mathematik." Und es geschah
also.
So ward aus plus und minus der erste Tag.
II
Und Gott schuf gerade und krumme Linien, ebene und gewölbte Flächen
und Körper der verschiedensten geometrischen Formen mit Winkeln und
Längen und gab sie Adam, auf dass er sie berechne und sich an ihnen
erfreue. Und Gott sah, dass es gut war.
So ward aus Sinus und Cosinus der zweite Tag.
III
Und Gott schuf Potenzen und Wurzeln, rein- und gemischtquadratische
Gleichungen, reelle und imaginäre Zahlen und sprach zu Adam: "Rechne mit
ihnen nach den Gesetzen der Algebra und du wirst den binomischen
Lehrsatz finden."
So ward aus Quadrat und Kubik der dritte Tag.
IV
Und Gott sprach: "Es werde das Koordinatensystem mit seinem Ursprung,
mit Ordinate und Abszisse. In dieses sollen sich einfügen Kreise,
Ellipsen, Hyperbeln mit Pol, Polaren, konjugierten Durchmessern und
Tangenten, Kurven höherer und noch höherer Ordnung, Asymptoten, Hoch-
und Tiefpunkten, mit und ohne Wendepunkte." Und Gott sah, dass es gut
war.
So ward aus Maximum und Minimum der vierte Tag.
VUnd Gott formte die Erde mit Groß- und Kleinkreisen, mit Längen- und
Breitenkreisen, mit Meridianen und Vertikalen und gab ihr einen Platz im
Mittelpunkt der Himmelskugel mit Horizont, Zenit und Ndadir, mit
Äquator, Nord- und Südpol, und er setzte auf diese Kugel Gestirne, deren
Lage, durch Höhe, Deklination und Stundenwinkel bestimmt war. Und Gott
betrachtete sein Werk mit Wohlgefallen.
So ward aus Längenzeit und Zeitgleichung der fünfte Tag.
VI
Und Gott sprach: "Die Erde bringe hervor kleine und kleinste Teilchen
in einer Menge, dass ihre Zahl gegen unendlich strebe." Und es geschah
also. Und der Herr nannte diese Teilchen lim x für x gegen unendlich. Er
schuf die Herren Briggs und Napier, auf dass sie Logarithmen schufen,
und er baute Reihen, endliche und unendliche.
Da ward aus konvergent und divergent der sechste Tag.
VII
Am siebten Tage aber ruhte Gott.
Und er gab Adam die Logarithmentafel
und sprach: "Siehe, ich gebe in Deine Hände das ganze mathematische
Paradies. Nun darfst du addieren und multiplizieren und potenzieren. Nur
durch die Zahl 0 darfst du nicht dividieren; denn diese Zahl ist ein
Geschöpf des Fürsten der Finsternis."
VIII
Die listige Schlange aber sprach zu Eva: "Wer durch 0 dividiert, wird
lernen, was richtig und falsch ist." Und das törichte Weib sprach zu
Adam: "Dividiere und die Gleichung wird viel einfacher werden."
IX
Und Adam fasste sich ein Herz und dividierte durch 0. Da wurden ihre
Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren. So machten sie
sich Schürzen aus abgewickelten Oberflächenintegralen. Da trieb Gott
Adam und Eva aus dem mathematischen Paradies und sprach zu ihnen: "Weil
Du durch 0 dividiert hast, sei deine Arbeit verflucht. Im Schweiße
deines Angesichts sollst du dein Leben lang differenzieren, integrieren
und logarithmieren. Nie sollst du eine Zahl unendlich erreichen und für
Pi und e genaue Werte finden. Du wirst für den Sinus von zwei
verschiedenen Zahlen den gleichen Wert erhalten und nie einen exakten
mathematischen Text hervorbringen."
Und so geschah es also.
Autor: unbekannt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen