Ein Vorstandsmitglied eines Großunternehmens hatte Konzertkarten für
Schuberts unvollendete Symphonie bekommen. Er war verhindert und gab die
Karten seinem Fachmann für Arbeitsstudien und Personalplanung. Am
nächsten Morgen fragte das Vorstandsmitglied den Mitarbeiter, wie ihm
das Konzert gefallen habe. Und anstelle einer Pauschalkritik überreichte
ihm der Experte für Arbeitszeitstudien und Personalplanung ein
Memorandum in dem es heißt:
a) Für einen beträchtlichen Zeitraum hatten die vier Oboespieler nichts
zu tun. Ihr Part sollte deshalb reduziert, ihre Arbeit auf das ganze
Orchester verteilt werden. Dadurch würden auf den Fall gewisse
Arbeitszusammenballungen eliminiert werden.
b) Alle zwölf Geiger spielten die gleichen Noten. Das ist unnötige
Doppelarbeit. Die Mitgliederzahl dieser Gruppe sollte drastisch gekürzt
werden. Falls wirklich ein großes Klangvolumen erforderlich ist, kann
dies durch elektronische Verstärker erzielt werden.
c) Erhebliche Arbeitskraft kostete auch das Spielen der
Zweiunddreißigstelnoten. Das ist eine unnötige Verfeinerung. Es wird
deshalb empfohlen, alle Noten auf- bzw. abzurunden. Würde man diesem
Vorschlag folgen, wäre es möglich, Volontäre und andere Hilfskräfte
einzusetzen.
d) Unnütz ist es, daß die Hörner genau jene Passagen wiederholen, die
bereits von den Saiteninstrumenten ge-spielt wurden. Würden alle
überflüssigen Passagen gestrichen, könnte das Konzert von 25 auf 4
Minuten verkürzt werden.
Hätte Schubert sich an diese Erkenntnisse
gehalten, wäre er wahrscheinlich imstande gewesen, seine Symphonie zu
vollenden.
aus Nachrichten Parität 5-6 1996
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen